Intrinsische Motivatoren sind in agilen Methoden eingebaut

In diesem Blogartikel möchte ich intrinsische Motivatoren als einen der Gründe dafür aufzeigen, warum der Einsatz von Agilen Methoden in vielen Unternehmen dazu führt, dass Mitarbeiter in ihren Teams deutlich höhere Leistungen bringen.

Intrinsische Motivation

Motivatoren für Wissensarbeiter

Der US-Autor Daniel Pink fasst in seinem Buch Drive – The Surprising Truth About What Motivates Us sehr anschaulich den heutigen Erkenntnisstand zum Thema Motivation zusammen.

Zum einen befasst er sich mit der Beobachtung, dass extrinsische Motivatoren im Sinne von Belohnungen (wenn – dann) nur für einfache, mechanische Tätigkeiten funktionieren. Sobald jedoch mit der Tätigkeit eine relevante kognitive Komponente verbunden ist, funktionieren Belohnungen nicht mehr. Nicht nur das: Sie führen sogar dazu, dass die Leistung der Mitarbeiter sich verschlechtert! Kaum zu glauben, aber in vielen Studien wiederholt belegt.

Wenn Belohnungen für Denkarbeiter nicht funktionieren, was könnte sie denn ansonsten dazu motivieren, gute Arbeit zu machen? Pink nennt in seinem Buch drei intrinsische Motivatoren:

  • Autonomie: Menschen streben danach, sich ihren Wirkbereich autonom, also möglichst ohne Vorgaben nach außen gestalten zu können.
  • Meisterschaft: Wir erleben es als beglückend, eine ausgeübte Tätigkeit richtig gut zu machen und darin immer besser zu werden. Ganz so wie ein Musiker danach strebt, sein Instrument zu beherrschen.
  • Zweck: Menschen erleben Genugtuung, wenn sie für ihr Tun einen Zweck, einen tieferen Sinn erkennen. Das kann im Großen bedeuten, einen Beitrag für die Welt über das eigene Dasein hinaus zu leisten. Im Kleinen heißt dies beispielsweise zu erkennen, wie die eigene Tätigkeit mit denen anderer Mitarbeiter im Unternehmen zusammenspielt und zur Zufriedenheit beim Kunden führt.

Intrinsische Motivatoren in Agilen Vorgehensweisen

Betrachten wir nun, in welcher Weise diese intrinsischen Motivatoren in Prinzipien und Praktiken Agiler Methoden wiederfinden.

Zur Autonomie findet man im Agilen Manifest gleich zwei entsprechende Prinzipien:

Die besten Architekturen, Anforderungen und Entwürfe entstehen durch selbstorganisierte Teams. 

Errichte Projekte rund um motivierte Individuen. Gib ihnen das Umfeld und die Unterstützung, die sie benötigen und vertraue darauf, dass sie die Aufgabe erledigen.

Scrum beispielsweise baut sein Rahmenwerk ganz zentral auf selbstorganisierte Teams. Das Team bekommt lediglich vorgegeben, was es in einem Sprint an wertschöpfender Funktionalität für den Kunden liefern soll. Wie das Team diese Ziele erreicht, entscheidet es jedoch selbst. Das reicht von Entscheidungen zu Architektur über Design über die Verteilung der anfallenden Tätigkeit auf die einzelnen Teammitglieder bis hin zur zeitlichen und örtlichen Organisation der Arbeit.

Auch zur Meisterschaft findet man eine direkte Entsprechung im Agilen Manifest:

Ständiges Augenmerk auf technische Exzellenz und gutes Design fördert Agilität.

Auch in der Praxis legen Agile Vorgehensweisen großen Wert auf die Beherrschung des Handwerks der Softwareentwicklung. Man denke etwa an Bewegungen wie die Software Craftsmanship oder Clean Code sowie technische Praktiken wie Programmier-Katas oder Coding Dojos.

Der Motivator Zweck findet in den Prinzipien des Agilen Manifests keine offensichtliche Entsprechung. Allerdings legen Agile Vorgehensweisen großen Wert auf die enge Zusammenarbeit und den Austausch zwischen Entwicklern und Fachexperten bzw. Kunden:

Unsere höchste Priorität ist es, den Kunden durch frühe und kontinuierliche Auslieferung wertvoller Software zufrieden zu stellen.

Fachexperten und Entwickler müssen während des Projektes täglich zusammenarbeiten.

Aus meiner Sicht ergibt sich daraus ein wesentlich klareres Bild des Warums für das Tun der Softwareentwickler: Nicht weil irgendwer eine Funktion irgendwann einmal in eine Spezifikation geschrieben hat, sondern weil es in der täglichen Arbeit des Kunden einen ganz konkreten Bedarf gibt, entwickeln wir ein Feature.

In Scrum beispielsweise findet man zwei weitere Anknüpfungspunkte an den Zweck: Der Product Owner ist aufgefordert, zu Beginn eines Entwicklungsprojekts gemeinsam mit dem Kunden eine prägnante Produktvision zu entwickeln, die allen Projektbeteiligten klar vor Augen führt, warum die Entwicklung gemacht wird, und was als Großes Ganzes dabei herauskommen soll. Weiters gibt der Product Owner für jeden Sprint ein Sprint-Ziel vor. Dieses Ziel dient wiederum dazu, dem Team ein klares Bild davon zu vermitteln, wie die einzelnen Storys eines Sprints zu einem übergeordneten Ganzen beitragen sollen.

Fazit

Nach heutigem Stand der Wissenschaft sind es praktisch ausschließlich intrinsische Motivatoren, die Wissensarbeiter zu guten Leistungen motivieren können. In Agilen Vorgehensweisen spielen die drei intrinsischen Motivatoren Autonomie, Meisterschaft und Zweck eine prominente Rolle. Ich behaupte, dass darin eine der wesentlichen Ursachen besteht, warum Softwareentwicklung mittels Agilen Vorgehensweisen deutlich besser gelingt als mit traditionellen Methoden.

Sie sind anderer Meinung, oder haben Anmerkungen zu diesem Beitrag? Ich freue mich über Ihre Kommentare!

Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Dann teilen Sie ihn doch über Ihr bevorzugtes soziales Netzwerk, vielleicht können auch Andere daraus Nutzen ziehen!

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert