Da wir beide auch selbst regelmäßig Trainings geben und viel Herzblut da hinein investieren, ist es für uns immer wieder schön, gemeinsam an einem Training teilzunehmen und die andere Seite zu erleben.
Im November war es wieder so weit: Unter der vorzüglichen Gastgeberschaft von unseren Freunden bei Sinnvoll Führen fand das Training zu den 3D Welten von und mit Janek Panneitz statt.
Zwei Tage lang durften wir direkt von Janek, dem Erfinder der Methode, lernen: Über die Geschichte, die vielen Überlegungen und Entwicklungsschritte hinter diesem so simpel erscheinenden “Spiel” und vor allem: über eine gute Facilitation, wenn man eine Gruppe von Teilnehmer:innen in den 3D Welten begleitet.
In diesem Beitrag stellen wir die Methode vor und teilen unsere bisherigen Eindrücke mit euch.
Der Ablauf (zu) kurz erklärt
Der Ablauf ist eine Abfolge von vier Schritten, die aufeinander aufbauen. Jeder dieser Schritte stiftet schon Wert in sich, wodurch das Format gut skaliert oder jederzeit unterbrochen werden könnte, um später fortzufahren.
Vor dem Start braucht es nur wenig Vorbereitung. Was jedoch auf alle Fälle überlegt werden muss, ist die Frage, um deren Bearbeitung es in der Session gehen soll.
Die Schritte im einzelnen:
Die Frage
Als Vorbereitung braucht die Verständigung auf die Frage, die in der Session bearbeitet werden soll. Das ist typischerweise die Formulierung eines komplexen Problems, bei dem es kein eindeutiges richtig oder falsch gibt.
Wir haben in der Praxis auch schon erlebt, dass die Fragestellung aus einem Workshop oder Meeting heraus entstanden ist. Alles was wir dann noch tun mussten, war diese Fragestellung (also das Problem, das es für die Gruppe zu lösen galt) gemeinsam mit den Teilnehmer:innen auszuformulieren und auf eine Flipchart zu schreiben.
Sammeln der Inhalte
Jede Teilnehmerin hat Zeit, um die für sie wichtigsten Inhalte auf die Fragestellung auf Sechsecke zu übertragen. Wer gerne schreibt, der schreibt – wer gerne zeichnet, der zeichnet – beides ist in Ordnung. Wichtig ist, dass jede Teilnehmerin genug Zeit hat, um nachzudenken und sich zu sortieren.
Dann werden die Inhalte in der Gruppe geteilt und gegebenenfalls Fragen zum besseren Verständnis beantwortet.
Clustern – Inseln entstehen
Jetzt beginnt das Spiel mit Nähe und Distanz. Inhalte, die zusammengehören, formen sich zu Inseln. Verwandte Inseln sind näher beisammen als zueinander fremde Themengebiete.
Wenn das Auftrennen in verschiedene Inseln schwer fällt (irgendwie hängt ja doch alles zusammen), werden noch einige Inseln mit Brücken oder Bootsverbindungen lose verbunden.
Priorisieren – ein Profil wächst
Stellt euch vor, der Meeresspiegel steigt, und es werden nicht alle (Teile der) Inseln an der Oberfläche bleiben können. Darüber gilt es jetzt zu verhandeln.
Das geschieht spielerisch in mehreren Schritten. Dabei kann und soll es ans Eingemachte gehen: Was ist wirklich wichtig? Worauf wollen wir unsere Ressourcen jetzt konzentrieren? Haben wir wirklich das gleiche Verständnis von den Begriffen? Diese und weitere wichtige Fragen werden jetzt vor der gesamten Teilnehmergruppe ausdiskutiert.
All das wird plastisch als Gebirgslandschaft visualisiert: Die Teilnehmerinnen verständigen sich gemeinsam darauf, welche der Sechsecke einen Unterbau bekommen und so in die Höhe wachsen dürfen.
Aspekte beleuchten – die Inseln besiedeln
Wenn die gebirgigen Inseln nun stehen, ist es an der Zeit, weitere Fragen zu stellen wie: Wo ist das größte Konfliktpotential? Was betrifft interne oder externe Stakeholder? Wo liegt am meisten Herzblut und Energie drinnen? Was soll der Startpunkt sein?
Die Antworten auf solche Fragen werden mit verschiedenen farbigen Spielsteinen visualisiert, die jede:r Teilnehmer:in in der vorliegenden Landschaft positioniert. Das sorgt für Klarheit unter den Teilnehmer:innen und bringt immer wieder Aha-Momente oder interessante Beobachtungen ans Tageslicht.
Wofür sich die Methode gut eignet
Nach den Erfahrungen, die wir schon gesammelt haben, kann man diesen spielerischen Ansatz so gut wie überall einsetzen. Er eignet sich besonders gut, wenn es darum geht, kommende Herausforderungen zu identifizieren, zu benennen und in eine Ordnung zu bringen (dringlich, wichtig, intern, extern, …).
Wenn zum Beispiel mit LEGO Serious Play an einer Vision gearbeitet wurde, ist die Arbeit mit den 3D Welten ein nahtloser Anschluss, wenn es nun an die Entwicklung von Strategien geht, dieser Vision näher zu kommen.
Generelle Indikatoren für den Einsatz der Methode sind für uns:
- Es gibt viele Perspektiven auf ein Thema.
- Es soll ein Überblick zu einem Thema generiert werden.
- Es ist wichtig, in einem gemeinsamen Gespräch in einer Gruppe Einigkeit über Begrifflichkeiten herzustellen.
- Eine große Zahl von Optionen soll in eine Reihenfolge (zeitlich, nach Wichtigkeit, …) gebracht werden.
- In einer Sache gibt es kein richtig oder falsch und Meinungsverschiedenheiten sind damit wahrscheinlich und ein Ausleuchten dieser nutzbringend.
Was uns an der Methode gefällt
Nachdem wir das Werkzeug sowohl aus der Perspektive des Facilitators als auch des Teilnehmers kennengelernt haben, sind wir davon überzeugt, dass die 3D Welten einen echten Mehrwert bieten. Besonders gut gefällt uns:
- Man muss als Teilnehmer:in den Gebrauch des Werkzeugs nicht erlernen. Es ist intuitiv verstehbar und man kippt förmlich rein.
- Die dritte Dimension und das haptische Begreifen eröffnen Raum zum Denken.
- Die Metapher des steigenden Meeresspiegels zum Priorisieren ist sehr kräftig und fordernd.
- Die Teilnehmer:innen können je nach Vorliebe eher textorientiert oder eher bildhaft ihre Gedanken auf die Plättchen bringen. Das macht die Einstiegshürde sehr niedrig.
- Der logistische Aufwand hält sich in Grenzen. Die Materialien für einen Workshop für 10 Personen sind locker mit dem Fahrrad transportierbar – das haben wir bereits für euch getestet 🙂
Und jetzt du?
Haben wir dein Interesse an einem Einsatz dieser Methode für eine deiner aktuellen Fragestellungen geweckt?
Dann haben wir gleich zwei gute Nachrichten für dich:
- Am 19. Jänner 2023 werden wir gemeinsam mit unserem lieben Kollegen Manuel Grassler die 3D Welten zum Ausprobieren live nach Graz bringen. In einem Meetup im Grazer Lendhafen hast du die Gelegenheit, die Methode als Teilnehmer:in kennenzulernen. Melde dich an, die Teilnahme ist kostenlos!
- Für die ersten drei Personen, die bei uns die Begleitung eines 3D Welten Workshops buchen, verrechnen wir lediglich unsere Präsenzzeit im Workshop. Die vorbereitenden Arbeiten (Auftragsklärung, Design für den Workshop) sowie die Nachbereitung der Ergebnisse machen wir kostenlos!
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