In kurzer Zeit Verbindung schaffen – Über die Mächtigkeit von Geschichten und Fragen

Kennst du das Gefühl, wenn die Zeit drängt, aber die Aufgabe verlangt, dass du schnell eine tiefe Verbindung mit einer Gruppe aufbaust? Diese Herausforderung begegnete mir kürzlich bei einem Workshop in einem Gymnasium in Graz. Der zeitliche Rahmen war eng begrenzt, die Erwartungen hoch. In diesem Artikel möchte ich dir zeigen, wie ich mit Geschichten und gezielten Fragen innerhalb von nur zwei Stunden eine Atmosphäre des Vertrauens und der Offenheit schaffen konnte. Lass dich inspirieren, wie auch du in kurzer Zeit wirkungsvolle Verbindungen in deinen Teams oder Workshops herstellen kannst.

Das Umfeld verstehen

In dem von mir durchgeführten Workshop ging es primär darum, zukünftig eine bessere Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteur:innen (Lehrer:innen, engagierte Eltern, Trainer:innen) zu ermöglichen, die sich an einem Gymnasium in Graz für die Gewaltfreie Kommunikation (GfK) engagieren. Trotz vielfältiger Erfahrung mit GfK ist die regelmäßige und effektive Kommunikation zwischen ihnen fast versiegt, was zu Frustration und Missverständnissen führte. Mein Ziel für den Workshop war daher, die persönliche Verbindung zwischen den Teilnehmer:innen und das gegenseitige Verständnis zu stärken.

Die Herausforderung des Raumes und der Zeit

Der Workshop fand in einem klassischen Klassenzimmer statt – ein Raum mit begrenzten Möglichkeiten zur Gestaltung. Die Hitze des Frühsommers und die Enge des Raumes waren nicht ideal, aber dennoch boten sie einen intimen Rahmen für persönliche Gespräche. Die Zeit war ein weiterer kritischer Faktor. Mit nur zwei Stunden zur Verfügung und einer ungewissen Teilnehmendenzahl – geplant waren vier, es kamen sechs – musste jeder Moment effektiv genutzt werden. Diese Rahmenbedingungen erforderten eine klare und strukturierte Vorgehensweise, um sicherzustellen, dass alle Teilnehmenden ihre Erfahrungen und Perspektiven einbringen können.

In kurzer Zeit Verbindung schaffen

Story Circle: Geschichten, die verbinden

Ich begann den Workshop mit einem Story Circle. Diese Methode ist besonders wirkungsvoll darin, dass sich Personen einander öffnen und eine Basis des gegenseitigen Verständnisses schaffen. Jede:r Teilnehmer:in erzählte eine kurze, persönliche Geschichte, die ihre positiven Erfahrungen mit GfK an der Schule beleuchtete. Diese Geschichten reichten von kleinen, alltäglichen Erfolgen bis hin zu bedeutenden Durchbrüchen in der Kommunikation mit Schüler:innen und Kolleg:innen. Durch das Teilen dieser Erlebnisse entstand schnell eine Atmosphäre der Nähe und des Vertrauens, die für den weiteren Verlauf des Workshops essenziell war.

Conversation Café: Tiefere Einblicke gewinnen

Nach den emotionalen Erzählungen leitete ich über zu einer abgespeckten Form des Formats des Conversation Café. Es ermöglichte es den Teilnehmenden, in strukturierter Form ihre Gedanken und Gefühle zur aktuellen Situation und ihren Rollen in der Verbreitung der GfK zu äußern. In zwei Durchgängen hatten alle jeweils zwei Minuten Zeit, um auf zwei zentrale Fragen zu antworten. Die erste Runde fokussierte sich darauf, die eigene Wahrnehmung der Bemühungen um GfK zu teilen, während die zweite Runde dazu diente, auf das Gehörte zu reagieren und weiterführende Gedanken einzubringen. Diese Diskussionen brachten eine Vielzahl von Perspektiven zutage und förderten ein tieferes Verständnis für die gemeinsamen Ziele und Herausforderungen.

Die Ernte: Lösungen identifizieren

Im letzten Abschnitt des Workshops forderte ich die Teilnehmer:innen auf, in Paaren die gesammelten Einsichten zu reflektieren und praktische Lösungsansätze zu entwickeln. Jedes Paar identifizierte „Hotspots“ – kritische Punkte in der Kommunikation – und schlug einen „Quick-Win“ vor, eine sofort umsetzbare Maßnahme, die die Situation verbessern könnte. Diese Paargespräche waren von kreativem Denken und einem starken Lösungsdrang geprägt. Die Ergebnisse wurden anschließend im Plenum geteilt, was nicht nur die Gruppe stärkte, sondern auch jedem Einzelnen Bestätigung gab, aktiv zur Verbesserung beitragen zu können.

Mein Fazit

Der Einsatz von Geschichtenerzählen zu Beginn des Workshops erwies sich als außerordentlich kraftvoll. Diese Methode bot nicht nur einen idealen Einstieg, indem sie auf positive, gemeinsame Erfahrungen der Vergangenheit aufbaute, sondern sie stellte auch eine Verbindung zu zukünftigen Möglichkeiten her.

Das Conversation Café wiederum bewies seine Stärke durch die Artikulation von vielfältigen individuellen Perspektiven und die Schaffung eines Raumes, in dem alle Stimmen gleichwertig gehört wurden. Diese Erfahrungen haben mich darin bestärkt, dass selbst unter Zeitdruck tiefgehende und bedeutungsvolle Dialoge möglich sind, die nicht nur bestehende Verhältnisse klären, sondern auch konkrete Ansätze zur Verbesserung hervorbringen.

Dieser Workshop hat gezeigt, dass mit einer klaren Intention (Purpose), den passenden Fragestellungen und einer strukturierten Herangehensweise selbst in kurzer Zeit ein signifikanter Fortschritt im Miteinander einer Gruppe erzielt werden kann.

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