Neben meiner Tätigkeit als Reisebegleiter für organisationale Veränderungen bei Transferio stecke ich seit mittlerweile 9 Jahren leidenschaftlich viel Zeit und Energie in die Freiräume (Un)Conference. Sie findet einmal im Jahr in Graz statt, heuer 10. und 11. Juni 2024.
Mittlerweile hat sie sich mit 300 Teilgeber:innen zur größten Zusammenkunft von Menschen in Österreich entwickelt, die sich konkret dazu austauschen, wie Arbeit in Organisationen zukunfts- und menschengerechter gestaltet werden kann. In diesem Beitrag gebe ich eine Überblick dazu, was dich 2024 bei den Freiräumen erwartet.
Die Leitthemen der Freiräume
Die Freiräume (Un)Conference widmet sich der Umgestaltung von Organisationen, sodass Mitarbeiter:innen darin echte Zusammenarbeit, eigenverantwortliches Handeln und persönliche Entwicklung erleben.
Sie orientieren sich dabei an den Leitthemen Selbstorganisation, Ganzheit und Sinnstiftung, die dem Buch Reinventing Organizations von Frederic Laloux entlehnt sind.
- Selbstorganisierte Unternehmen basieren auf Teams. An Stelle von klassischer Hierarchie sind zellartige Strukturen erkennbar. Selbstorganisierte Teams haben klare Ziele und entscheiden selbst über den Weg, diese Ziele zu erreichen. In selbstorganisierten Teams trifft jede:r Mitarbeiter:in Entscheidungen, die Teammitglieder regeln Konflikte selbst. Selbstorganisation braucht einen nährenden Rahmen, diesen zu gestalten ist eine zentrale Führungsaufgabe.
- Ganzheit stellt Mitarbeiter:innen in all ihren Facetten in den Mittelpunkt. Sie bedeutet, dass wir nicht länger unser privates Ich an der Garderobe des Unternehmens abgeben, um uns ein professionelles Ich überzustülpen. Ganzheit verbindet Familie und Beruf. Sie sieht den Menschen und findet passende Rollen im Unternehmen. Ganzheit ist an den Meinungen der Mitarbeiter:innen interessiert. Sie zieht Menschen an, deren Berufung zum Zweck des Unternehmens passt.
- Sinn stiftende Organisationen begreifen sich als Lebewesen mit eigenem Sinn und Zweck. Sie bieten durch eine klare Vision und eine mitreißende Mission Orientierung für das Handeln der Mitarbeiter:innen. Sinn stiftende Unternehmen kennen ihre Verantwortung und ihren Beitrag für die Gesellschaft. In ihnen sind Umsatz, Gewinn und Marktanteil notwendige Mittel zur Erfüllung des Zwecks.
Die Auseinandersetzung mit diesen Themen hat durchaus auch eine persönliche und gesellschaftliche Dimension, die Freiräume fokussieren jedoch besonders auf die Perspektive der Organisation und ihre Beziehungen zu den Mitarbeiter:innen.
Foto: Christine Rechling-Castro
Die Menschen bei den Freiräumen
Die Freiräume (Un)Conference spricht alle Menschen an, die mitwirken wollen, Organisationen der Zukunft zu erdenken, zu erproben und Stück für Stück Wirklichkeit werden zu lassen.
Der 10. und 11. Juni 2024 wird damit zu einem Begegnungsraum, in dem sich eine sehr bunte Mischung von Leuten mit unterschiedlichen Vorerfahrungen treffen:
Personen, die mit dem Status Quo in ihrem Umfeld unzufrieden sind, werden auf Praktiker:innen aus Pionierorganisationen treffen, die ihre Erfahrungen mit neuen Wegen der Organisationsgestaltung teilen. Neugierige holen sich Input von alten Häsinnen. Unkonventionelle Denker:innen finden Sparring-Partner:innen für ihre Ideen. Umsetzer:innen finden konkrete Gestaltungsansätze für die nächsten Schritte hin zu einem Arbeiten auf Augenhöhe.
Foto: Christine Rechling-Castro
Der Schwerpunkt 2024: Freiraum schaffen durch Weglassen
Dieses Jahr geht die (Un)Conference der Frage nach, welche Frei- und Spielräume wir uns und anderen verschaffen können, wenn wir Dinge bewusst weglassen. Wir denken, dass diese Fokussierung gerade einen Nerv der Zeit trifft: Viele von uns klagen darüber …
- … viel zu viel um die Ohren zu haben.
- … keine Zeit für die wirklich wichtigen Aufgaben zu haben.
- … Tätigkeiten auszuführen, die sich als sinnlos anspüren.
- … sich durch ein starres Korsett an Regeln und Vorgaben eingeengt zu fühlen.
Das Thema ist unglaublich facettenreich. Wir erschließen uns selbst nach und nach, welche Stränge sich unter dieser Überschrift bilden könnten. Nach einigen Runden intensiven Nachdenkens kristallisieren sich für uns drei Begriffe heraus, über die wir im Sinne des Schwerpunkts jedenfalls nachdenken wollen:
- Regeln: Wo helfen Regeln, wo engen sie ein? Muss man alles genau regeln oder genügen leitende Prinzipien?
- Planung und Kontrolle: Wie viel Planung braucht es? Wie viel Raum und Zeit ist sinnvoll, um günstige Gelegenheiten wahrnehmen zu können?
- Tätigkeiten: Welche Routinen werden gemacht, weil das schon immer so war? Welche Tätigkeiten sind aus einer Kultur des Misstrauens entstanden? Wie können wir beginnen, hier aufzuräumen?
Foto: Christine Rechling-Castro
Das Format-Highlight: Theater-Elemente
Bühne frei für Kreativität und Zusammenarbeit! Mit Hilfe des Theater-Ensembles von InterACT aus Graz tauchen wir gemeinsam in die Welt zukünftiger Organisationen ein. Freut euch auf eine spannende Reise, bei der wir gemeinsam „Freiräume durch Weglassen“ erkunden!
Am Anfang unserer Freiräume (Un)Conference werden die kreativen Köpfe von InterACT in kurzen, knackigen Sequenzen verschiedene Aspekte des Themas lebendig machen. Damit möchten wir begünstigen, dass die Teilnehmer:innen schon zu Beginn in einen anregenden Austausch zu kommen.
Zum Abschluss des ersten Tages wird es noch einmal richtig spannend: Das Ensemble fängt mit Playback-Theater die Momente, Gefühle und Aha-Erlebnisse der Teilnehmer:innen auf und verwandelt sie in improvisierte Szenen und Bilder. Lasst uns gemeinsam Geschichten teilen – wer weiß, vielleicht sogar welche aus der Zukunft!
Gemeinsam mit meiner Co-Gestalterin Manuela Grundner bin ich schon freudig gespannt auf das, was wir zusammen mit Regisseur Michael Wrentschur und dem ganzen InterACT-Team kreieren werden.
Foto: Theater InterACT
Weiter Input- und Dialogformate der Freiräume
Die Freiräume spielen in ihrem Titel mit der (Un)Conference. Im Vordergrund steht der Charakter der Unconference. Wir laden bei den Freiräumen die Teilnehmer:innen (oder besser Teilgeber:innen) dazu ein, wesentliche Elemente der Veranstaltung selbst zu programmieren.
Wir glauben fest daran, dass die teilnehmenden Menschen selbst am besten wissen, zu welchen Themen sie sich austauschen wollen, zu welchen Fragestellungen sie sich die Sichtweisen anderer Teilgeber:innen abholen möchten. Dazu setzen wir Formate wie die Pionierstationen, einen Open Space, Reflexionsgruppen oder das Transfer-Café ein.
Damit diese Selbstgestaltung noch besser gelingt, haben wir über die Jahre gelernt, wohldosierten und inspirierender Input als Katalysator einzusetzen. Daher gibt es auch (wenige) Konferenz-Elemente wie eine Keynote, eine Key Experience und einen Workshop zum Schwerpunkt.
Die Katalysator-Formate
- Key Experience von Anna Schaupp und Stefanie Fieber-Grandits: »Thesen zum inneren Ausmisten«
- Keynote von Klaus Hochreiter: »Weniger ist mehr – mit weniger Arbeitszeit zum Erfolg«
- Workshop von Marion King von der Berliner New Work Community Les Enfants Terribles: »Gut! neu arbeiten – eine Anstiftung für mehr Selbstwirksamkeit«
Die Dialogformate
- 30 Pionierstationen: Praktiker:innen aus Unternehmen und Bildungseinrichtungen, die schon einige neue Wege gegangen sind, stellen ihre Erfahrungen vor. Du suchst dir interessante Organisationen aus und kommst mit ihnen und anderen Teilnehmer:innen in Kleingruppen ins Gespräch.
- Open Space: Du hast eine Fragestellung rund um Selbstorganisation, Ganzheit und unternehmerischen Sinn? Oder hast du einen Input, den Du den anderen Freiräumern anbieten willst? Dann komm’ in den Open Space, biete eine Session an und triff’ auf andere Teilnehmer:innen, die mit dir arbeiten wollen.
- Reflexionsformate: Auf der Freiräume (Un)Conference wirst du dich mit einer Vielzahl von Themen auseinandersetzen. Da ist es dann besonders wichtig, an unterschiedlichen Stellen innezuhalten, um zu reflektieren, was du zu Hause weiter bearbeiten möchtest. Mit angeleiteten Reflexionsformaten unterstützen wir dich dabei.
- Transfer-Café: Wir animieren dich in einer geführten Sequenz am Ende der Freiräume zur Planung konkreter Umsetzungsschritte. Du wirst deine Erlebnisse und Highlights Revue passieren lassen, erste Ideen für persönliche Handlungsoptionen generieren und daraus ein konkretes Transfer-Experiment für dich ausformulieren.
Foto: Theater InterACT
Deine Rolle bei den Freiräumen?
Überlegst auch du, dabei zu sein? Ich möchte dich dazu ermutigen – wir brauchen deine Perspektive!
Am besten kommst du gemeinsam mit Kolleg:innen aus deinem Unternehmen – ihr erlebt dann die Freiräume aus unterschiedlichen Perspektiven und könnt anschließend gemeinsam auswerten und eure eigenen (ersten?) Experimente definieren, um Arbeit in deiner Organisation menschengerechter zu machen!
Vielleicht bist du ein:e junge:r Erwachsene:r? Dann schau dir mal unsere Young Adult Tickets an. Es ist uns für 2024 ein großes Anliegen, den jungen Menschen, die noch nicht so lange in der Arbeitswelt unterwegs sind, mehr Stimme bei den Freiräumen zu geben. Denn: Es wird genug (oft wertend) über sie gesprochen, aber wenig mit ihnen. Das möchten wir ändern.
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